Projekt Beschreibung
Hersteller: Ford (Werk Köln)
Modell: Capri 2000 GT-XL
Erstzulassung: 17.10.1969
Laufleistung: soweit bekannt original 89.702 km
Motor: V6 Zylinder, Vergaser
Hubraum in ccm: 1.981 ccm
Leistung: 66 kW (90 PS) bei 5.000 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 168 km/h
Getriebe: 4-Gang-Schaltgetriebe
Leergewicht: ca. 1.030 kg
Abmessungen: Länge 4.272 mm, Breite 1.646 mm, Höhe 1.352 mm
Lackierung: hellgrünmetallic (Farbcode 5)
Innenausstattung: Kunstleder Marocbraun
1969 ging ich noch zur Schule. Auf dem Schulweg drückten wir Kinder unsere kleinen Nasen und fettigen Finger an die Seitenscheiben schöner Autos und verkündeten lautstark welches die höchste Zahl auf dem Tachometer war. Wer einen Ford Capri 2000 GT sah, der hatte schon gewonnen, denn dessen Tacho zeigte stolze 220 km/h.
1969 war ein Jahr in einer Zeit, in der Traumautos noch bezahlbar waren. Und der Capri 2000 GT war ein Traumauto: Eine riesenlange Motorhaube, eine noch längere pfeilförmige Sicke an der Flanke und ein kurzes Heck. Im Armaturenbrett sechs Rundinstrumente, eins davon sogar ein Drehzahlmesser wie im Rennwagen, schwarze Klick-Klack-Kippschalter und ein Dreispeichenlederlenkrad vor dem 22o km/h Tacho. Die Sitze sportlich, der Auspuff mit zwei Rohren und natürlich Rallyeräder, wie wir die Sportfelgen ohne Radkappen damals nannten. Der Ford Capri war ein tolles Auto. Als kleiner Bruder des Ford Mustang konzipiert, hat er den schon bald in die Ecke gestellt. Hinter dem VW Käfer war er zweitweise das meistimportierte Auto in den USA. Ein Ford Capri gehörte damals zum Lebensplan wie das Einfamilienhaus.
Der Ford Capri war auch ein prima Auto zum fahren lernen- vor allem zum erlernen, wie man „richtig“ Auto fährt und es quer durch die Kurve treibt. Gerade die Capri GT mit geringem Gewicht und blattgefederter Starrachse kündigten noch durch richtiges Reifenquietschen an, wann der grenzwertige Driftbereich erreicht wurde, so dass man sich bequem darauf einstellen konnte. Nur die Doofen flogen aus der Kurve. Heute sorgen ESP und Launch Control dafür, dass die meisten Leute nur noch geradeaus schnell fahren können.
Die Beliebtheit des Capri hat sich indes durch die Jahrzehnte getragen. Was der Rost übrig ließ, wurde „frisiert,“ wie man damals Tuning nannte oder gar „ultrahochfrisiert“ wie wir Kids es nannten. Dicke Räder, angespachtelte Verbreiterungen, andere Vergaser, ausgeräumte Auspufftöpfe, Sonnenschuten aus getöntem Plexiglas vor der Frontscheibe und viele Scheinwerfer vor dem Kühler. Überlebt haben fast nur die Capris, die in den Händen älterer Herren waren. Aber diese Rentner Capris hatten als Capri 1300 gerade einmal 50 PS. Viele hatten oft noch eine lahme Automatik und verchromte Radkappen.
Da war und ist ein Sechszylinder Capri 2000 GT mit Handschaltung schon etwas anderes. Es mag heute rührend erscheinen, dass ein 2 Liter Sechszylinder gerade einmal 90 PS mobilisierte. Bei einem Leergewicht von gerade einmal 1030 kg, reichte das aber locker für knappe 170 km/h und auf dem Tacho für noch mehr. Papas Peugeot lief mit Anlauf nur 130 km/h. Keine Frage, mit einem Capri 2000 GT hatte man gute Chancen der King in seiner Straße zu sein – und heute wieder.
Und so einen Bilderbuch Capri 2000 GT haben wir hier für Sie aufgetan. Es ist sogar das Urmodell, gebaut in Köln, im September 1969, dem ersten Baujahr, noch mit den kleinen Rücklichtern. Er wurde irgendwann in seinen 55 Jahren in seinem Originalfarbton professionell neu lackiert und das war es auch schon. Er ist nicht restauriert. Er hat immer noch seine ersten Sitzbezüge, seinen originalen Teppichboden, seinen ersten Dachhimmel. Die Zeituhr tickt noch laut und mahnend carpe diem und der Zigarettenanzünder wartet seit 55 Jahren darauf, dass jetzt endlich mal jemand draufdrückt. Das Auto ist echt. Der Kilometerzähler zeigt 89702. Ich glaube ihm. Irgendwie hat es der Innenraum geschafft, 55 Jahre wie drei oder vier aussehen zu lassen. Da kann er eigentlich gar nicht mehr gelaufen haben. Selbst in den wilden achtziger Jahren, der Spoiler-Ära, ist er vor An- Ein oder Umbauten verschont geblieben. Nicht mal Lautsprecher hat man ihm in die Türen oder die Hutablage geschnitten. So ein originaler Zustand ist außergewöhnlich. Das Wort zeitlos kann man hier wörtlich nehmen.
Zigarettenanzünder, Zeituhr, Einzelsitzausformung hinten mit ausklappbarer Mittelarmlehne, der abblendbare Innenspiegel, eine Handbremskontrollleuchte und die besonders laute Hupe waren übrigens Merkmale der XL-Ausstattung, die man zusätzlich zum GT ordern konnte. Schön, dass das XL-Paket hier mitgeordert wurde, als sich ein Holländer den Ford 1969 auf Kiel legen lies. Er hat ihn sage und schreibe 42 Jahre behalten, war 42 Jahre lang in erster Hand, was den ganz wunderbaren Originalzustand erklärt. 2011 kam der Capri dann nach Deutschland. Er war Bestandteil der Collection eines uns seit vielen Jahren bekannten Sammlers, in dessen Auftrag wir ihn jetzt weitergeben dürfen.
Wie stand damals so schön im Prospekt von 1969: „Der Wagen, den Sie sich schon immer gewünscht haben“.
Hier bitte, da ist er.