Projekt Beschreibung
Hersteller: Studebaker (USA)
Modell: Avanti R-1
Erstzulassung: 01.07.1964
Motor: V8 Zylinder
Hubraum: 4.650 ccm
Leistung: 176 kW (239 PS)
Getriebe: 3-Gang-Automatik
Leergewicht: 1.595 kg
Abmessungen: Länge 4.890 mm, Breite 1.792 mm, Höhe 1.371 mm
Ausstattungsmerkmale: Automatik, Servolenkung, Original-Radio (ohne Funktion), Original Sicherheitsgurte.
Preisfrage: Was haben die größte jemals gebaute Schnellzuglokomotive der Welt, eine Schachtel Lucky Strike Zigaretten und der hier angebotene Avanti gemeinsam? Antwort: Den Designer Raymond Loewy. Der gebürtige Franzose Loewy war der bekannteste Industriedesigner der Welt. Er modernisierte das angestaubte Design der Coca-Cola Flasche genauso, wie das Shell Logo, entwarf die Lackierung der Airforce One des amerikanischen Präsidenten, Küchengeräte, Möbel, Rosenthal-Porzellan und noch ganz viel mehr. Für Studebaker entwarf er mit seinem Team in schlappen 10 Tagen den Avanti.
Der Avanti ist Kunst. Man verliebt sich nicht in die Gesamtheit seines Designs. Man wird von den einzelnen Elementen eingenommen, aus denen er besteht. Da sind die weich gezeichneten vorderen Kotflügel, aus denen sich kraftvolle, massiv anmutende Kanten heraus formen um den Fahrtwind buchstäblich zu zerteilen. Die Radläufe sind nicht kreisrund sondern wie von enormen Beschleunigungskräften verzogen. Ein Loewy-Stilmittel, das Lamborghini sich später für den Countach auslieh und Maserati viel später für den Shamal. Zwischen den zarten, fast feminin geformten Heckflossen ergießt sich der Heckdeckel mit der gewölbte Heckscheibe weich wie zu Tal gleitender Schnee. Das Dach führt die Linie der Seitenscheiben mittels eingelassener Sicken fort und die Front verzichtet scheinbar gänzlich auf einen Kühlergrill. Das ist bei einem Wagen mit Frontmotor einmalig.
Er hat einen ausgeprägteren Hüftschwung als die amtierende Miss Dezember und mit seinen eingezogenen Flanken hat er sogar eine richtige Taille: Hinter den vorderen Kotflügeln wird er schmäler, um dann mit seinen voluptösen Radhäusern die Hinterräder zu umschmiegen. Ein unglaubliches Design, das man sich erschließen muss, das sich dem flüchtigen Betrachter entzieht. Vielleicht ist es ja sogar jene besondere Form von Schönheit, die sich erst durch ein zuviel an hässlichem einstellt. Doch wer sich auf die Linien des Avanti einlässt, wird mit zunehmendem Entzücken und immer neuen Details belohnt. Genauso wenig wie in eine Schublade, ließ sich der Avanti in Blech pressen. Es war technisch nicht möglich, oder hätte so viele Einzelteile erfordert, dass man hinterher einen zu hohen Zeitaufwand beim zusammenschweißen gehabt hätte. Daher hat er eine Kunststoff-Karosserie aus Fiberglas- analog zur Chevrolet Corvette. Damals ein Higtech-Material.
Zudem war der Avanti als besonderes Modell geplant, um das Image der wirtschaftlich angeschlagenen Automarke Studebaker zu heben. Man wollte ein ganz herausragendes Auto bauen, keine Riesenstückzahlen, sondern etwas wirklich Besonderes – ein Showcar in Serie. Die Innenausstattung orientiert sich an Flugzeugen. Die Regler der Heizungs- und Lüftungsanlage erinnern an die Schubhebel eines PanAm-Flugzeugs und die 3 hübschen kleinen Chromaschenbecher sind dieselben, die Boeing in den Armlehnen der Sitze verwendete. Die Verschlüsse der Sicherheitsgurte haben dasselbe System wie im Flugzeug. Der Armaturenträger zählt acht Instrumente, das sind zwei mehr als im Ferrari 250 GTO, immer noch eins mehr als im Jaguar E und fast so viele wie in einer Cessna. Am Dach, da wo normale Autos einen Innenspiegel haben, gibt es sechs Kippschalter für die Fahrzeugbeleuchtung und das Heizungsgebläse. Eben ganz wie in damaligen Flugzeugen. Und noch ein Detail, das sich Lamborghini später für den Miura abgeguckt hat.
Sicherheitstechnisch war der Avanti ebenso Avantgarde: Eine vollständig gepolsterte Armaturentafel, Sicherheitsgurte vorn und ein gepolsterter Überrollbügel schützen die Insassen heute noch. Und er war das erste amerikanische Serienfahrzeug mit Scheibenbremsen vorn.
Und das ist immer noch nicht alles, denn er ist auch noch der Vorläufer der Muscle Cars. Studebaker schwieg sich über die Leistung des Avanti aus, knackte aber mal eben mit der als Extra erhältlichen Kompressor Variante des Avanti sage und schreibe 29 Geschwindigkeitsrekorde in 12 Stunden und 34 Rekorde insgesamt. Bäng! Damit war der Avanti offiziell das schnellste Serienauto der Welt. Ätsch Ferrari, der Avanti war schneller! Der Rennfahrerin Paula Murphy brachte er den schönen Titel „World’s Fastest Women on Wheels“ – eingefahren mit einem Serienauto. Avanti – Nomen est omen.
Eigentlich war der Avanti ein hochmodernes Meisterwerk. Ein Allround-Genie unter den Autos. Und Genies erkennt man an den Idioten, die sich dagegen verschwören: Studebaker musste das Werk South Bend, in dem der Avanti produziert wurde, im Dezember1963 dicht machen, weil sture Banker kein Geld mehr gaben. Und so wurde der Stuebaker Avanti nur von Juni1962 bis Dezember 1963 gebaut.
Viel zu kurz. Das erkannten auch die Studebaker Händler Altman und Newman und kauften Formen, Werkzeuge und Namensrechte des Avanti. Bis in die achtziger Jahre hinein bauten Sie in Handarbeit für die Fangemeinde des Avanti um die 150 Autos im Jahr unter dem Namen Avanti II. Die Produktion wechselte noch zwei- dreimal den Besitzer, den Fabrikationsort und den Techniklieferanten. Angeblich soll er heute noch erhältlich sein. Es weiß nur keiner wo.
Der hier von uns angebotene Avanti ist ein originales Loewy-Exemplar der ersten Serie, noch aus der ursprünglichen Studebaker-Produktion in South Bend. Sofort erkennbar an den runden Scheinwerfern unter Plexiglas. Ab August 1963 hatte der Avanti – und alle nachgebauten- viereckige Chromblenden statt Plexiglas um die Scheinwerfer. Dieser hier ist noch so, wie ihn Raymond Loewy entworfen hat. Er ist kein durchrestauriertes Spitzenexemplar sondern weitgehend im ehrlichen Originalzustand. Mit Gebrauchs- und Altersspuren, aber auch mit dem Spirit und dem echten Flair von 1963. Er hat bereits eine deutsche Zulassung, TÜV & H-Kennzeichen und ist sofort einsatzbereit.
Die Technik verwendete Studebaker übrigens auch in anderen Modellen, so dass praktisch alles verfügbar oder überholbar ist, um einen Avanti in Betrieb zu halten. Die Avanti Owners Association International zählt rund 2,000 Mitglieder und veranstaltet jährliche Treffen in den USA und der Schweiz, wo sich die größte Fan-Gemeinde innerhalb Europas befindet. Denn die Schweizer hatten schon immer ein Faible für exklusive Automobile. So wie Frank Sinatra, James Bond Erfinder Ian Fleming oder Shirley Bassey. Die fuhren auch einen Avanti.
Eigentlich ist es erstaunlich, dass ein so fortschrittliches und außergewöhnliches Auto im Oldtimerland Deutschland weitgehend unbekannt geblieben ist. Das ist aber auch ein Vorteil, denn die Autos sind gnadenlos unterbewertet und werden, für das was Sie bieten und kulturhistorisch bedeuten, viel zu billig gehandelt. Nur gut, dass wir einen für Sie aufgestöbert haben. Sie müssen uns nur noch eine E-Mail mit dem Titel: „Ich will dieses Auto“ senden. Über alles andere werden wir uns schon einig.
€ 29.900,– (Verkauf im Kundenauftrag)